
KITAS IN SÜDAFRIKA – FUNDAMENT FÜR GUTE BILDUNG
Louisa Feiter, Leiterin der Samara Foundation in Südafrika, setzt sich für Frühkindliche Bildung im Eastern Cape ein. Hier spricht sie über Erfolge, Herausforderungen und Perspektiven.
Wofür steht die Samara Foundation?

Louisa Feiter: Wir haben die Samara Foundation 2017 gegründet, um Kindertagesstätten im Eastern Cape mit Investitionen in Infrastruktur und pädagogisches Material zu unterstützen. Später haben wir unseren Schwerpunkt auf die Ausbildung der Erzieherinnen verlegt. Hier sehen wir den wirksamsten Hebel für positive Veränderungen. Die Kitas arbeiten ohne staatliche Hilfe und sind weitgehend sich selbst überlassen. Heute liegt Frühkindliche Erziehung zwar in der Verantwortlichkeit des Bildungsministeriums, aber die Einrichtungen benötigen noch immer viel Unterstützung, vor allem im ländlichen Bereich. Das bleibt unser Schwerpunkt, obwohl wir inzwischen auch mit einigen Schulen zusammenarbeiten.
Wie entstehen Kitas im ländlichen Raum?
Louisa Feiter: Manchmal gründen Frauen aus eigener Initiative heraus einen Kindergarten. Viele Gemeinschaften sehen den Nutzen von frühkindlicher Erziehung und stellen ein Gebäude dafür zur Verfügung. Aber wirkliche Unterstützung gibt es nicht. Auch Eltern verstehen oft nicht, wie wichtig professionelle Betreuung für die Entwicklung ihrer Kinder ist. Manchmal haben Frauen, die z. B. aus den großen Städten in ihre Dörfer zurückkehren, ein besseres Verständnis von frühkindlicher Entwicklung und initiieren entsprechende Betreuung.

„WIR LEGEN DEN FOKUS AUF DIE PRAKTISCHE WEITERBILDUNG DER ERZIEHERINNEN.“
Worin liegen die größten Herausforderungen?
Louisa Feiter: Die Gebäude sind meistens in schlechtem Zustand, wurden nie instandgesetzt, sind ohne Strom oder fließendes Wasser. Auch Spielplätze fehlen oft in den Einrichtungen oder sind in schlechtem Zustand. Manchmal besteht ein Kindergarten nur aus einem Gebäude – mit nichts drin. Kein Teppich, keine Tische und Stühle für die Kinder, keine Matratzen für den Mittagsschlaf, kein Spielzeug. Wenn Kitas bestimmte Anforderungen erfüllen, können sie offiziell anerkannt werden und staatliche Unterstützung erhalten. Aber sie erhalten keine Förderung, um diese Anforderungen erfüllen zu können. Das ist ein Widerspruch in sich. Sobald sie Dinge wie Toiletten oder eine Küche haben und einen sicheren Ort für Kinder geschaffen haben, können sie staatliche Hilfe beantragen. Also helfen wir ihnen, dieses Niveau zu erreichen.

Wie bilden sich die Erzieherinnen weiter?

Louisa Feiter: Die meisten Erzieherinnen beziehen ihr Wissen und ihre Erfahrung aus der Erziehung ihrer eigenen Kinder. Wir haben einige Erzieherinnen darin unterstützt, eine staatlich anerkannte Qualifikation zu bekommen, aber das ist oft mit langen Wegen und Kosten verbunden. Als Samara Foundation legen wir den Fokus auf die praktische Weiterbildung der Erzieherinnen, denn die meisten Fortbildungsangebote sind sehr theoretisch und auf Englisch und daher nicht für jeden geeignet. Wir organisieren Workshops für die Dauer von jeweils einer Woche mit praktischen Übungen und Gesprächsrunden.
Wir vermitteln dort die Grundlagen der frühkindlichen Entwicklung, sprechen über gesunde Ernährung, aber auch darüber, wie man ein kindgerechtes Tagesprogramm erstellt.
In einer Einheit geht es ausschließlich um die Erzieherinnen selbst. Denn auf ihren Schultern lastet viel, was sie unbewusst von zu Hause in die Arbeit mit den Kindern einbringen. Unsere Erzieherinnen bekommen zusätzlich ein Einzelmonitoring und Feedback zu individuellen Fragen. Wir unterstützen die Kommunikation und den Erfahrungsaustausch unter den Erzieherinnen in WhatsApp-Gruppen. Zugleich können wir dort fachlichen Input geben, ohne selbst vor Ort zu sein. Die Workshops und Mentorenbesuche werden von einer erfahrenen Moderatorin in der Landessprache Xhosa geleitet.

„MANCHMAL BESTEHT
EIN KINDERGARTEN NUR
AUS EINEM GEBÄUDE –
MIT NICHTS DRIN.“
Was sind die Pläne für die nächsten Monate?
Louisa Feiter: 2025 setzen wir unsere Arbeit mit ca. 25 Kitas fort, die wir entweder mit Infrastruktur und Unterrichtsmaterialien oder mit Weiterbildung und Mentoring fördern. Daneben unterstützen wir die fünf Grundschulen in Whittlesea, die von den Africa Runners 2024 unterstützt wurden. Dort laufen unterschiedliche Infrastrukturmaßnahmen, gleichzeitig unterstützen wir sie mit Material für den Lese- und Schreibunterricht, Mathematik und Naturwissenschaften. Kitas und Schulen kontaktieren uns oft direkt, was sehr deutlich zeigt, wie groß der Bedarf an Unterstützung noch ist.
